Verlängertes Bergwochenende vom 03. bis 05.10.14 im Rahmen der Herrentour „Alpines Wandererlebnis“
Feiertage können bekanntlich unterschiedlich begangen werden. Politische Feiertage bieten hier hingegen nochmals ganz andere Möglichkeiten. Immerhin hat sich in den frühen Morgenstunden des 3.Oktobers 2014 eine Einheit von elf junggebliebenen Männern freiwillig auf den Weg nach Oberstdorf gemacht, um die dortige Bergwelt zu erkunden, nachdem man in den vergangenen Jahren genügend Erfahrung in eher flacheren und grüneren Gefilden gesammelt hatte. Schon die Fahrt durchs erquickliche Allgäu hat ahnen lassen, dass man wohl nicht in tiefer Einsamkeit im Gestein nach dem richtigen Weg suchen wird, was sich spätestens am Abend der ersten Etappe auf der Rappenseehütte leidvoll bestätigt hatte. Glücklicherweise waren Zimmer mit Betten gebucht, so dass sich nach der wohligen Enge am Essenstisch die müden und ermatteten Glieder auf einer nahezu verschwenderisch großen Liegefläche erholen durften.Diesen Vorteil gegenüber den anderen Gruppen, die sich letztlich auf Tischen und Bänken niederlassen mussten, nutzte einer unserer Männer schon recht früh am Abend. Die Gründe hierfür mögenin der überwältigten Sicht liegen, die wir auf unserer Nachmittagsrunde über den Hochrappenkopf und den Rappenseekopf genießen durften, welcher sich vier der Mannen anschließen konnten, vielleicht aber auch an der eindringlichen Erkenntnis der Beine, dass wir – bzw. ein Teil davon – an diesem Tag ganze 1.700 Höhenmeter bewältigt hatten. Erwähnenswert bleibt dennoch, dass es in demokratischer Art und Weise möglich war, den Weg zu den Etappenzielen durchaus frei zu wählen, wovon ein anderer Mitwanderer unserer Gruppe regen Gebrauch machte. Der Samstag dürfte wohl als der schönste im Jahr 2014 in die Annalen eingehen. Bei traumhaft schönem Wetter sind wir bereits deutlich vor Sonnenaufgang aufgebrochen und haben den Heilbronner Höhenweg beschritten: durchs Heilbronner Thörle (es haben nach dem kalorienraubenden Aufstieg alle durchgepasst), über Leiter, Steg, Bockkarkopf (über 2.600 m Höhe) und Schwarzmilzferner und vorbei an den berüchtigten Steinbockherden. Erstaunlich war, dass die Schweißperlen auf der Stirn manches Bergsteigers bei den alpinistisch angehauchten Abstiegen deutlich größer waren als noch am Vortag beim barbarischen Anstieg. Hier warten wir noch auf Ergebnisse der Analyse der Gründe. Aufgrund eines guten durchschnittlichen Marschtempos sind wir bereits am frühen Nachmittag auf der sonnenverwöhnten Terrasse der Kemptner Hütte angekommen. Und zu allem Glück ist hier auch unser verlorener Sohn, der die Parallelstrecke über Oberstorf genommen hatte, wieder zu uns gestoßen. Am schönsten Tisch der Hütte im einzigen Erker haben wir noch einen fröhlichen, der jeweiligen Erschöpfung angepassten Abend erleben dürfen. Der Sonntag war dem Abstieg durch den Sperrbachtobel gewidmet, was nochmals konzentriertes Gehen eingefordert hatte. Letztlich sind alle wohlbehalten in Spielmannsau angekommen, von wo aus der Bus uns zu unseren PKW an der Talstation der Fellhornbahn zurückgebracht hatte. Unsere Heimfahrt war zwar etwas staugeplagt, aber eine zünftige Mittagseinkehr in Wiesensteig beim Albaufstieg hatte die verkehrsbedingt vergrämten Gemüter wieder deutlich beleben und erheitern können. Erstaunlich, was ein Stück Fleisch, Spätzle und Soße so alles bewirken kann … Nachdem mit dieser Tour bereits die halbe Dekade an derartigen Wanderungen voll ist, freuen wir uns umso mehr auf die im kommenden Jahr wieder stattfindende Herrentour.
R. Biscardi