140928 – Hermann Hesse in Calw

Tageswanderung „Kultur und Wandern“ am 28. September 2014 um Calw

Dieses Lob muss man der Stadtinformation Calw lassen: wenn man schönes Wetter bestellt, kriegt man es auch geliefert! Und wenn man einen kompetenten Stadtführer bestellt, der einem etwas vom Hermann Hesse zeigen und erzählen soll, kriegt man den auch. Und ein solcher Stadtführer stand bereit am Sonntagmorgen, um uns bei bestem Ausflugswetter einige Stätten mit Bezug zu Hermann Hesses Kindheit zu zeigen:

das Geburtshaus am Calwer Marktplatz, die verschiedenen Wohnungen der Familie (natürlich bloß von außen), die Lateinschule, die Nagoldbrücke, von der herab er gern geangelt hat – aber auch die finsteren Gässchen, die ihn, wie man aus diversen seiner Erzählungen weiß, magisch angezogen haben. Dabei hat der Führer sich nicht darauf beschränkt, nur Lebensdaten herunterzubeten; vielmehr hat er den Dichter selber sprechen lassen, indem er reichlich Zitate und Auszüge aus seinen Erzählungen rezitierte – und da kam dann erstaunlich viel von Hesses Lebenssituation in seiner Kindheit rüber. Hesse war ja keineswegs von Anfang an der Nobelpreisträger in spe; im Gegenteil, er hatte Probleme mit der Schule, mit seinen Lehrern, überhaupt mit dem ganzen bürgerlich-traditionellen Umfeld, das ihn in einer bestimmten Rolle sehen wollte. An dieser Problematik ist er dann, wie er in seinem Werk wiederholt beschreibt, beinahe zerbrochen – eigentlich ein Looser…

Wieso er dann doch nicht zum Looser wurde: Glück? Veranlagung? Fleiß? Den Berichterstatter beschäftigt ́s bis heute… Und dann, trotz aller kindlichen Zerrissenheit, die Liebe zur Stadt Calw, zum Nordschwarzwald, zur Heimat: auch das vielfältig belegt durch Zitate, genau wie die seelische Not.
Zweierlei will der Berichterstatter tun. Zum einen Hesses Gesammelte Werke aus dem Schrank holen, und zum Zweiten demnächst nochmal einen ausgedehnten Bummel durch Calws Altstadt machen – sie ist ́s wirklich wert, schön hergerichtet und autofrei wie sie jetzt ist!
Da man vom Rumstehen und Zuhorchen müde wird, ist man anschließend in flottem Tempo losmarschiert. Die Langwanderer sind am Friedhof vorbei, entlang der stillgelegten Stuttgarter Bahnstrecke und durch den Wald auf die Höhe hinaufgestiegen, am Stadtteil Heumaden vorbei und haben am „Welschen Häusle“ Aussicht, Sonne und Vesper genossen. Dann sind sie um den Täfelberg herum , mit weiten Ausblicken übers Nagoldtal und in den Schwarzwald hinein, nach Althengstett marschiert und in der Weinstube „zum Trollinger“ eingefallen. Die Kurzwanderer
mussten zunächst zum Alten Bahnhof laufen; dort hat sie der Bus aufgeladen und auf die Höhen bei Stammheim gefahren – man konnte ihnen die prächtige Aussicht ja auch nicht vorenthalten! Und es ergab sich die seltene Situation, dass die Langwanderer vor den Kurzwanderern in der Wirtschaft waren – aber das lag zum einen daran, dass die Kurzwanderer sich unterwegs ausführlich über die Vorzüge des MountainBikeFahren unterrichten ließen; zum anderen aber auch, dass drei vereinsbekannte Damen sich an die Spitze der Langwanderer-Gruppe setzten und in einem solchen Tempo den Berg hinaufgesaut sind, dass Ortsgruppenvorsitzender und Wanderführer bös ins Schnaufen gerieten – und beide haben sich bisher für recht sportlich gehalten…
Im „Trollinger“ war ein Stüble reserviert; an Essen und Trinken hat ́s nicht gemangelt: da hat einer zum Beispiel drei Kugeln Eis verzehrt und gleich drauf noch einen Rostbraten. Und um sechs hat der Müllerbus den ganzen Haufen wieder eingeladen und wohlbehalten in die Heimat zurückgefahren. Schön war ́s, und lehrreich dazu! (h.e.m)

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