„Von Birenbach nach Rechberg“. Wanderung in der Region um die Kaiserberge
Also, ganz ehrlich: Wenn der Wanderführer nicht der Wanderführer gewesen wäre, hätte er sich überlegt, ob er da bei diesem Sauwetter eine Tageswanderung machen will, oder ob er nicht lieber mit seinem Hund bloß eine halbe Stunde in den Badischen Wald geht… Doch erstaun- und erfreulicherweise sind alle 22 angemeldeten Mitwanderer auch pünktlich am Start gewesen, in den Müllerbus gestiegen und haben sich über die (ausnahmsweise mal freie) A8 zunächst in den Schurwald fahren lassen. Im Kloster Adelberg hat man sich von einer kundigen Führerin das frühmittelalterliche Kirchlein zeigen und erklären lassen, die Fresken und den mittelalterlichen Klappaltar betrachtet und dabei erfahren, dass das Kloster Adelberg auch einmal eine Klosterschule war, so wie Maulbronn heute noch, und dass dort der Astronom Johannes Kepler auf der Schule war – dieses war der Führerin so wichtig, dass sie es sogar zweimal erzählt hat: zu Beginn und am Ende ihres Vortrages. Und der Vereinsvorsitzende war von so viel Kultur so angetan, dass er das Eintrittsgeld spontan aus der Vereinskasse übernommen hat. Nach diesem landeskundlich-kulturellen Auftakt ist man ein paar Kilometer weiter gefahren zum Wäscherschloss bei Wäschenbeuren, dem geplanten Ausgangspunkt der Wanderung – auch ein kleines Juwel aus der Stauferzeit, das wohl keiner der Teilnehmer schon gekannt hat, außer dem Wanderführer, aber der hat ja auch vorgewandert. Und erfreulicherweise hatte das Schlössle auch schon auf – normalerweise machen die Sonntag erst nachmittags auf – weil sie ein mittelalterliches Event für Kinder vorbereiten wollten. Da saßen einige mittelalterlich gewandete Gestalten unter einem Zelt etwas frierend um ein Feuer und mimten die Zeit vor fünf Jahrhunderten. Und es bot sich die Gelegenheit, das Schlössle anzugucken, was manche auch taten: durchaus sehenswert! Andere haben stattdessen einen Kaffee getrunken, und einen Met hat´s auch gegeben. Nach so viel Landesgeschichte tat Bewegung not: Man hat sich aufgeteilt in Lang- und Kurzwanderer – genau hälftig – und die Langwanderer sind durch die Wiesen in Richtung Hohenstaufen gewandert, erst eben, dann zunehmend steil bergauf. Und zwischendurch hat´s geregnet, wegen der Kühlung. Oben, am Rand der Ortschaft Hohenstaufen, ist man auf eine Ansammlung von Regenschirmen gestoßen, und da standen die Kurzwanderer drunter. Der Wanderführer der Kurzwanderer, der Günter Feuerbacher – ihm sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt! – hat seine Truppe per Bus nach Hohenstaufen gefahren, am anderen Ende vom Flecken aussteigen lassen und sie durch den Ort und über den Panoramaweg zum vereinbarten Treffpunkt an der Spielburg, einem fantastischen Aussichtspunkt, geführt. Dort hat man eigentlich Mittag machen wollen, so die Planung. Aber es war einfach zu nass… Doch der Günter hat in weiser Voraussicht den Bus in der Ortsmitte parken lassen, und so hat man sich in diesen hineingesetzt, sein Vesper verzehrt und der eine und andere auch ein kleines Schläflein gemacht, bis der Wanderführer das Signal zum Aufbruch gab für die letzte Etappe, die guten sechs Kilometer zur Burgruine Rechberg. Da ging´s dann recht aussichtsreich auf dem Kammweg entlang: links Remstal und Welzheimer Wald, rechts Filstal, Göppingen, Albtrauf. Man hat genau gesehen: Da scheint jetzt grad die Sonne, und zwei Dörfer weiter regnets grad ganz arg, und vor allem hat man auch ganz genau gesehen: in fünf Minuten wirst Du wieder nass! Auf jeden Fall: Auch wenn´s net grad das ideale Wanderwetter war – es war doch „very scenic“. Und einem Jeden, der die Gegend nicht kennt, sei empfohlen: Mach das nochmal bei besseren Wetterbedingungen! Der Anstieg zur Ruine Rechberg brachte manchen dann doch noch etwas ins Schnaufen, doch oben wartete die Erlösung: das Burgwirtschäftle, wo man schon auf uns gewartet hat. Schließlich hat man sich morgens schon im Bus per Liste entscheiden müssen, auf was man am Schluss der Wanderung Appetit hat; dafür ging das mit dem Essen dann auch recht flott, zumal die Taufgesellschaft, mit der man den Raum teilte, schon beim Nachtisch war. Aber lauter schöne Menschen waren das, net so verspritzt und nass wie wir… Und als dann alle satt waren – mit dem Durst wird´s wohl net so weit her gewesen sein bei dem Wetter – ist man die fünf Minuten in den Ort hinuntergestiegen, hat sich in den Bus gesetzt und störungsfrei wieder heim fahren lassen - und war stolz darauf, dass man trotz Scheißwetter den ganzen Tag draußen gewesen ist und viel Schönes gesehen hat. Gell, so war´s!
h.e.m