24 Stunden Wanderung auf dem Westweg
„Williger Sinn macht leichte Füße“ besagt ein deutsches Sprichwort. Zumindest am Mummelsee im Schatten der Hornisgrinde dürften dem wohl alle 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Freitagabend, dem 14. Juli um 20 Uhr vorbehaltlos zugestimmt haben.
Denn nach der Ruhe einer sanften Fahrt im Omnibus, sowie dem Gefühl der Vorfreude auf ein neues Abenteuer, war der Gedanke an Anstrengung oder gar Schmerz wahrlich noch fast 70 Kilometer entfernt.
So machte sich die Truppe in unbändigem Tatendrang, begleitet durch wasserfallartigen verbalen Meinungsaustausch, der übrigens nicht nur durch die drei anwesenden Damen dauerhaft am Leben erhalten wurde, so schnellen Fußes auf die Reise des Westwegs, dass nach wenigen hundert Metern fast die erste Abzweigung verpasst wurde.
Eine gewisse Ortskenntnis konnte Schlimmeres verhindern und die höchste Anhebung des Nordschwarzwaldes durfte sogar noch bei Tageslicht überschritten werden. Die Gasthäuser bei Untersmatt, Hundeck und Sand ließen uns nicht vom Weg abkommen, hatte man doch im Rucksack alles Notwendige mitgetragen.
Nach einem recht schroffen Abstieg nach Forbach war nicht nur die erste Etappe mit 25 km bewältigt, sondern es durfte auch ein kleines aber feines Nachtbuffet mit Kaffee und Kuchen in Anspruch genommen werden, das unser Arnd liebevoll in tiefster Nacht um 2 Uhr angerichtet hatte.
Hierdurch konnte die Gegenseite des Murgtals mit ihrem barbarischen Aufstieg zum Latschigfelsen nahezu schwebend erklommen werden, bevor wir den Hohlohturm passierten und gegen 05:30 Uhr an der Kreuzlehütte ankamen. Auch hier war es wiederum Arnd, der nicht nur für die Verpflegung sorgte, sondern auch unsere Schlafsäcke und Isomatten brachte, damit ein paar Minuten des Träumens die bis dahin mittlerweile durchaus beanspruchten Glieder einer Regeneration zugeführt werden konnten.
Der durch die vielen LEDs erzeugte Lindwurm, der sich durch den schwarzen Tannenwald geschlängelt und uns gleichzeitig vor Stürzen bewahrt hatte, war erloschen und so konnten wir bei angenehmer Temperatur und leicht bewölktem Himmel die letzten Kilometer bis Dobel schlendern.
Susanne Schletter, unsere dort wohnende Försterin, hat uns auf ihrer Terrasse ein prima Frühstück gezaubert, was – letzten Endes – auch nötig war, betrachtet man die dritte Etappe ab Kilometermarke 51, die nun um ca. 10:30 Uhr begann.
Die Gespräche verstummten zusehends, die Mundwinkel erreichten kanzlerisches Niveau und bei der Rollbewegung der Beine schien sich das ein oder andere Sandkorn im Getriebe eingenistet zu haben.
Glücklicherweise gab es an der Schwanner Warte durch Nici und Simi nochmals ein tolles Mittagessen mit deftigem Fleischkäse und gesundem Obst, bevor die letzten 10 Kilometer nicht nur die anstrengendsten, sondern sicherlich auch die gefühlt längsten sein sollten. So manche Verwünschung der damaligen Entscheidung, Teil dieser Expedition zu sein, wurde zwar nicht laut, aber manche Gesichtsausdrücke ließen Selbiges vermuten.
Ein Abstecher bei der Eröffnung des hiesigen WaNaKiBis im heimischen Walde war der letzte Anlaufpunkt, bevor wir gegen 16:30 Uhr nach 1.700 Höhenmetern im Anstieg und 2.300 Höhenmetern beim Abstieg im Pausenhof der LUS zum Sommerfest des Vereins hinzustießen.
Die zahlreichen bereits dort anwesenden Gäste bescherten uns einen klatschenden und jubelnden Empfang, so dass sich jede und jeder nun auch sicher sein konnten, mit dieser einzigartigen Leistung in die Hall of Fame des Wanderns aufgenommen zu sein.
Herzlichen Dank an alle Mitwanderer für die tolle und geschlossene Leistung, sowie an alle, die uns vor, während und nach der Wanderung so großartig unterstützt und begleitet haben! (RB)